Um schon zu Beginn alle Zweifel auszuräumen: Wenn in den Zeiten von COVID-19 eine generelle Ausgangssperre verhängt wird wie in Frankreich, dann darf man auch nicht fliegen, da gibt es nichts zu diskutieren. Wenn es aber als unschädlich betrachtet wird, trotz COVID-19 mit dem PKW zu fahren und spazieren zu gehen, natürlich begrenzt auf die häusliche Corona-Schicksalsgemeinschaft, warum soll man da nicht auch mit einem kleinen Flugzeug und begleitet von seinen Familienangehörigen in die Luft gehen können? Aus Sicht der Viruseindämmung sollte das völlig unschädlich sein. Leider wird das aber von Behördenseite oft nicht so gesehen.

Wann kann und soll man noch fliegen?

An den vielen deutschen Verkehrsflugplätzen wie Schönhagen und Egelsbach ist Flugbetrieb auch weiterhin möglich, wenn auch geknüpft an verschiedene restriktive Bedingungen, wie z.B. PPR und verkürzte Öffnungszeiten. Auch die Zahl der möglichen Destinationen ist klar begrenzt: Grenzüberschreitend kann man eigentlich gar nicht mehr fliegen, auch einige Bundesländer haben komplette Einreiseverbote erlassen. Die meisten Flüge, die heute noch stattfinden, dauern vielleicht eine Stunde, und gehen von A nach A. Aber diese Verkehrslandeplätze zeigen, dass auch in Zeiten von Corona Flugbetrieb mit gewissen Einschränkungen sicher durchgeführt werden kann.

Hingegen sind viele Sonderlandeplätze derzeit geschlossen, weil man für sie von Behördenseite reflexhaft unterstellt, es würde dort ausschließlich Luftsport betrieben. Da Sporteinrichtungen generell geschlossen sind, incl. Fußballplätzen, Tennishallen und Fitnessstudios, muss das im Umkehrschluss doch auch für die Stätten des Luftsports gelten. Der Ansatz ist leider falsch, denn Sonderlandeplätze sind eben nicht nur Ausübungsstätten des Vereinssports, sie sind im Wesentlichen genau wie die Verkehrslandeplätze auch Bestandteil unserer Verkehrsinfrastruktur. Deshalb sollte man es den Betreibern von Sonderlandeplätzen überlassen, ob und wie sie unter Einhaltung der geltenden Hygieneauflagen ihren Flugplatz offenhalten oder nicht.

Bedauerlich ist es auch, dass viele Verkehrsflughäfen derzeit komplett geschlossen sind, weil es kaum noch Linienflugverkehr gibt, der die Bereitstellung von Tower- und Bodenpersonal rechtfertigen würde. Hier wird leider das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Denn man könnte durchaus die Kontrollzone deaktivieren und den Flugbetrieb der Allgemeinen Luftfahrt im unkontrollierten Luftraum mit einer Minimalbesatzung an Bodenpersonal aufrechterhalten. Daran haben aber offensichtlich weder die Flughafenbetreiber noch die Flugsicherung ein besonderes Interesse.

Wir sind nicht ignorant, natürlich sind wir uns völlig bewusst: Die ganze Welt leidet unter COVID-19, da gibt es für uns kein Business-As-Usual, und keiner will jetzt Lustflüge zu tollen Destinationen durchführen und sich hinterher mit bunten Bildern auf den sozialen Medien dafür feiern lassen.

Aber warum sollen wir nicht versuchen, angesichts dieser schwierigen Zeiten in der Allgemeinen Luftfahrt so viel Normalität beizubehalten wie möglich?

Was spricht für einen Rundflug? Ein Flug von einer Stunde schützt den Motor vor drohender Korrosion, er erlaubt den Piloten ihren Sicherheitsstandard zu halten, und er hilft den kleinen Charterunternehmen zu überleben, und er ist einfach gut für die Moral.

Deshalb: Weg mit den Flugbeschränkungen, wo immer es geht! Und die Pilotinnen und Piloten der Allgemeinen Luftfahrt werden mit diesen Freiheiten verantwortungsbewusst umgehen.

6 Kommentare

  1. Sehr gut!
    Natürlich sollten sich auch Flugsportvereine an die Regeln halten, die nun mal den Flugsport im Verein momentan nicht zulassen.
    Aber dass teilweise die Flugplätze geschlossen werden oder gar ganze Lufträume macht keinen Sinn, solange die 1,5 m eingehalten werden.
    Danke für euer Schreiben

  2. Flughäfen sind als Teil einer Verkehrs-Infrastruktur zu verstehen, ebenso wie Tunnel & Brücken.
    Eine Beschränkung der Infrastruktur während einer bestehenden Krise macht wenig Sinn, sondern ist eher sogar hinderlich. Meiner Meinung nach müsste ein Flughafen nicht mal profitabel sein, sondern als Teil der Verkehrsinfrastruktur durch den Staat subventioniert werden. Doch das ist eine andere Diskussion.

    Lediglich ein Aspekt sollte in dieser Zeit der allgemein geltenden Ausgangsbeschränkung nicht vernachlässigt werden: Lustflüge / Trainingsflüge oder Platzrunden sollten aus Gründen der Solidarität vermieden werden. Ebenso wie spazieren fahren mit dem Cabrio oder dem Motorrad.
    Die Solidarität sollte gegenüber den Mitmenschen, Anwohnern und vor allem den Rettungskräften gelten. Statistisch gesehen ist JEDE Freizeitaktivität mit einem Risiko behaftet, die unser Gesundheitssystem belastet. Leider sagt die Statistik: es fallen Flugzeuge vom Himmel (meist eben die Lustflüge), was den Einsatz der gesamten Rettungskette erfordert. Diese Kapazitäten sind derzeit besonders zu schützen, und daher sollte man tatsächlich auf den Lust-Flug einfach verzichten, so schwer es auch ist.

    Allerdings sollte die Infrastruktur für Rettung / Werkstatt / Maintenance oder Geschäftsflüge weiterhin zur Verfügung stehen, was sie auch tut. Etwas komplizierter, weil meist PPR, aber sie stehen zur Verfügung.

    Leider kann man eben nur mit gewissen Regeln die Solidarität fördern – und manchmal wird hier über das Ziel hinaus geschossen.

    Danke AOPA für den Einsatz. Einen Einsatz PRO Flughäfen kann man nicht genug unterstützen!

  3. Ganz genau richtig! Was ein Flugplatz mit „Sportstätte“ zu tun hat, erschließt sich mir ehrlich gesagt überhaupt nicht. Wir fliegen privat und geschäftlich zu unseren Zielen, so wie wir und auch andere Leute es mit dem Auto tun. Wenn natürlich immer von „Sportflugzeugen“, gemeint sind im Volksmund „kleine Flugzeuge“ und von „Hobbypiloten“ die Rede ist sowie überdies in zahlreichen Fachmagazinen diese Termini vorherrschen, brauchen wir uns nicht zu wundern, dass wir eben im Bereich Sport und Vergnügen verortet werden. Wenn nicht Fluglehrer den Pilotennachwuchs ausbilden würden, dann könnte auch keiner mehr Geschäftstermine mit dem großen Flieger wahrnehmen oder einfach mal so in den Urlaub fliegen, wenn es denn wegen Corona hoffentlich wieder geht. Bleibt gesund und steigt ohne schlechtes Gewissen in euere Flugzeuge.

  4. Mittlerweile fliegen anscheinend schon wieder die meisten Bundeslaender. Wir in Bayern haben natuerlich wieder strengere Regeln und sind am Boden gefesselt. Ich freue mich fuer euch alle, die jetzt schon wieder in der Luft sein durften. Die letzten Tage waren ja Deutschlandweit super. Vielleicht ist der Bayerische Himmel auch bald wieder so weit.

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