Die mediale Diskussion um den Flug eines Politikers zeigt: Wir werden uns der Diskussion um die Umweltauswirkungen unseres Fliegens stellen müssen.

Dass die Medien Politiker beobachten und kritisieren, ist normal und wichtig in einer Demokratie, ebenso, dass es nicht immer eine einheitliche Meinung gibt. Gewundert haben wir uns aber dennoch: über die Kritik an einem deutschen Spitzenpolitiker wegen seines Flugs im Privatflugzeug zu einer Hochzeitsfeier auf einer deutschen Insel. Stein des Anstoßes war vor allem der vermeintlich negative Umweltaspekt. Die Kritik hatte bemerkenswerte Schwächen: Die Medien berichteten zunächst von einem Flug im Jet; das Transportmittel der Wahl war aber  offensichtlich kein Düsenflugzeug etwa der Flugbereitschaft der Luftwaffe, sondern eine kleine, spritsparende Propellermaschine vom Typ Diamond Aircraft DA62  mit Dieselantrieb. Ohnehin wurde der Flug vom Politiker – es handelt sich bekanntermaßen um Friedrich Merz – aus eigenen Mitteln gezahlt.

Zum Glück hat Merz sehr pointiert selbst gekontert und darauf verwiesen, dass andere Politiker in ihren Dienstlimousinen eine schlechtere Umweltbilanz haben,  dass er die Wahl seiner Verkehrsmittel sehr sorgfältig trifft, und dass er sich seine fliegerische Leidenschaft nicht nehmen lassen will. Mit diesen Diskussionen um  die Sinnhaftigkeit des privaten Fliegens werden nicht nur Politiker konfrontiert, wir alle sind sicherlich schon mal im eigenen Umfeld gefragt worden, was wir da  eigentlich machen. Falls Sie nicht wissen sollten, wie man auf solche Kritik eingeht, geben wir Ihnen gerne einige Argumentationshilfen. Klimaschutz ist wichtig, keine Frage, unser Planet verkraftet mittelfristig sicherlich keine acht Milliarden Menschen mit einem so hohen Konsumverhalten wie heute. Es muss sich etwas tun, aber  wir brauchen die Kraft der Märkte um Lösungen zu finden, keine Verbote. Die Allgemeine Luftfahrt geht hier durchaus mit gutem Beispiel voran: Kein anderer  Verkehrsbereich hat in Relation zum Gesamtumsatz so hohe Forschung in Nachhaltigkeit vorzuweisen. Die ersten Flugzeuge mit Elektroantrieb fliegen bereits mit  einer normalen Verkehrszulassung, synthetische Treibstoffe, Wasserstoff- und Hybridsysteme werden in kleinen Flugzeugen erprobt. Diese hohen Investitionen  werden auch getätigt, um Lösungen für die Großluftfahrt zu erzielen.

Bevor sie aber dort einsatzbereit sind und im großen Stil zum Umweltschutz beitragen, werden sie Jahre zuvor in der Allgemeinen Luftfahrt erprobt und auch längst  in größeren Stückzahlen eingesetzt.

Doch wie sieht es heute konkret mit dem CO2-Ausstoß aus?

Das muss man für den Einzelfall durchrechnen. Zwei Beispiele: Ein leichter VLA-Zweisitzer vom Typ WT9 Dynamic verbraucht 16 Liter pro Stunde und erzielt dabei 110 Knoten Reisegeschwindigkeit. Das kann man umrechnen in 10  Kilogramm CO2 pro Sitzplatz auf 100 Kilometer. Eine zweimotorige DA62 verbraucht auf 100 Kilometer Strecke etwa 20 Liter Jet Fuel, das sind 53 Kilogramm CO2 –  bei bis zu sieben Sitzplätzen. Der Liter Jet Fuel kostet für Privatpiloten etwa einen Euro pro Liter mehr als für die steuerbefreiten gewerblichen Nutzer. Gegenüber bodengebundenen Verkehrsmitteln besteht der Vorteil, dass auf direktem Kurs geflogen werden kann, wodurch man etwa 25 Prozent Strecke einspart. Auch wird zwischen den Flugplätzen keine Bodeninfrastruktur benötigt – also keine Straße.

Wer als Privatpilot mit seinem VLA 20 Stunden pro Jahr fliegt, erzeugt also etwa  400 Kilogramm CO2.

Angesichts eines durchschnittlichen CO2-Verbrauchs von etwa 8000 Kilogramm pro Kopf und Jahr sind das etwa fünf Prozent. Andere Hobbies liegen in ähnlicher Größenordnung. Eine Hauskatze wird auf 400 Kilogramm pro Jahr geschätzt, ein Pferd auf 2400. Eines wird aber deutlich:  Privatflugzeuge der Allgemeinen Luftfahrt haben ein Potenzial, in der Neid und Umweltdebatte negative Emotionen auszulösen. Denn Sündenböcke wurden schon  immer gesucht, und politisch korrekte Sündenböcke scheinen heutzutage knapp zu werden. Die Faktenlage für die Allgemeine Luftfahrt sieht aber schon heute  durchaus positiv aus, und sie wird sich weiter verbessern.