Eine persönliche Betrachtung vom Autor Jürgen Mies
Eine Würdigung des Autors Jürgen Mies
Als ich 2011, nach beinahe 40 Jahre Arbeit bei der deutschen Flugsicherung, zu AOPA Germany kam, war es mein Wunsch, den regelmäßig erscheinenden AOPA Letter durch eine zusätzliche Rubrik, die sich ausschließlich Sicherheitsthemen in der Allgemeinen Luftfahrt widmet, zu erweitern. Vorbild waren für mich die in den
1970er bis 1990er Jahren regelmäßig veröffentlichten Flugsicherheitsmitteilungen (fsm) des LBA. Meine Absicht, die neue Rubrik ebenfalls mit der Überschrift Flugsicherheitsmitteilungen zu versehen, konnte aus rechtlichen Gründen nicht realisiert werden, und so entstand 2012 der eigenständige AOPA Safety Letter.
Es war von Anfang an mein Anspruch, jeweils ein Sicherheitsthema umfassend zu behandeln. Dazu braucht man schon mehrere Seiten. Acht Seiten, in der Mitte vom AOPA Letter, ggf. zum Herausnehmen und Sammeln, erschien mir das richtige Format. Allerdings, acht Seiten sind eine Herausforderung für mich als Autor, aber auch für den Leser, der vielleicht gewohnt ist, kurze Artikel, wie in den verschiedenen Fliegermagazinen, zu lesen. Über die Jahre sind nun insgesamt 60 AOPA Safety Letter veröffentlicht worden; heute alle auch online verfügbar für jedermann, nicht nur für AOPA Mitglieder. Die Themen decken einen großen Bereich der Allgemeinen Luftfahrt ab, vorwiegend für die VFR Fliegerei, aber auch einige für die IFR-Luftfahrt. In vielen Fällen habe ich bewusst Themen aufgegriffen, bei denen ich meine eigene fliegerische Erfahrung mit einbringen konnte. Aber es gab auch Themen, wo ich aufwendig recherchieren musste. Mein Plan, über die Jahre ein Team von Autoren zu etablieren, die ein großes Spektrum von Sicherheitsthemen abdecken könnten, hat sich leider nicht realisieren lassen. Nur in wenigen Fällen konnte ich einen externen Autor gewinnen. Nach nun 10 Jahren und 60 veröffentlichten AOPA Safety Letter stellt sich für mich und für AOPA
Germany insgesamt die Frage, ob das Format, ein Sicherheitsthema auf jeweils acht Seiten detailliert darzustellen, noch zeitgemäß ist. Ohne Frage, sicherheitsrelevante Themen in der Allgemeinen Luftfahrt tauchen immer wieder auf und müssen von AOPA Germany aufgegriffen werden. Das muss allerdings
nicht unbedingt auf jeweils acht Seiten behandelt werden, sondern kann kompakt im AOPA Letter als Artikel veröffentlicht werden. AOPA Germany hat daher beschlossen, die Serie der AOPA Safety Letter einzustellen. Natürlich werden die AOPA Safety Letter weiterhin online zur Verfügung stehen. Sicherlich müssen einige AOPA Safety Letter, insbesondere die über luftrechtliche Themen, im Laufe der Zeit aktualisiert werden.
Mir als Autor hat es außerordentlich viel Spaß gemacht, die AOPA Safety Letter zu schreiben. Ich habe bei meinen Recherchearbeiten viel dazu gelernt. Insbesondere haben mich die Reaktionen und Kommentare der Leser gefreut. Und ganz besonders freut es mich, wenn ich höre, dass die AOPA Safety Letter bei einigen Flugschulen als Lehrunterlage verwendet werden.
Jürgen Mies
An Fliegerstammtischen und in Internetforen finden sich immer viele selbsternannte Experten, die sich zu allen möglichen Themen auskennen und andere auch gerne ungefragt an ihrem (Halb-) Wissen teilhaben lassen. Über 10 Jahre und 60 Ausgaben des AOPA-Safety-Letters konnten wir uns in der AOPA-Germany hingegen auf einen wirklichen Experten verlassen: Auf Jürgen Mies.
Nach seiner Karriere bei der DFS nahm Jürgen Mies den Kontakt zu uns auf und bot sich an, regelmäßig Sicherheitsthemen aufzugreifen und ausführlich über sie zu berichten. Damals haben wir alle nicht damit gerechnet, dass die AOPA-Safety-Letter sich über solch einen langen Zeitraum zu einer wirklichen Institution entwickeln würden. Jürgen Mies fand aber sofort großen Gefallen daran, sich akribisch in die verschiedensten Themen einzuarbeiten und alle zwei Monate jeweils acht Seiten druckfertig abzuliefern. Dabei konnte er auf seine Ausbildung als Diplom-Ingenieur, seine Erfahrungen bei der DFS, als Buchautor und als weitgereister enthusiastischer Privatpilot mit IFR-Berechtigung zurückgreifen. Seine Artikel hatten immer Hand und Fuß, sie waren stets sorgfältig recherchiert und verständlich
aufbereitet. Für andere wäre der Zeitdruck Neues zu liefern ein unerträglicher Albtraum gewesen: Nicht so für Jürgen Mies, immer wenn eine neue Ausgabe fertig war, konnte man ihm die Freude über das Geschaffene anmerken. Die Resonanz war auch entsprechend positiv: Sehr viele Leser äußerten sich begeistert, andere Zeitschriften und Verbände fragten an, ob sie die Safety Letter ebenfalls abdrucken durften, Flugschulen baten regelmäßig um Ausdrucke für ihren Theorieunterricht.
Wir bedauern es, dass die Zeit neuer AOPA-Safety-Letter von Jürgen Mies vorbei ist. Aber vor allem sind wir dankbar dafür, dass Jürgen Mies über 10 Jahre hinweg diesen Schatz von Artikeln geschaffen hat. Viele von ihnen wie z. B. über Aerodynamik und Wetterphänomene sind zeitlos, andere etwa zur Luftraumstruktur werden wir im Laufe der Zeit an neue Entwicklungen anpassen müssen. Und einen Wunsch haben wir noch: Wenn wir uns auch in Zukunft bei Fachfragen an Jürgen Mies wenden dürften, dann wäre der AOPA-Germany sehr geholfen. Und natürlich wünschen wir ihm alles Gute für die Zeit nach den
Safety-Lettern!
Für den Vorstand:
Prof. Dr. Elmar Giemulla
Für die Geschäftsstelle:
Dr. Michael Erb