Gute alte Drehscheiben, oder doch elektronische Rechner?

Welche Hilfsmittel dürfen in der Theorieprüfung eingesetzt werden?

Im EASA-System sind elektronische Navigationsrechner nicht zulässig, nur einfache Taschenrechner und  mechanische Drehscheiben. Dies ist formell festgelegt in AMC ARA.FCL.300:

(g) Applicants may use the following equipment during an examination:
(1) a scientific, non-programmable, non-alphanumeric calculator without specific aviation functions;
(2) mechanical navigation slide-rule (DR calculator);

Soll das so bleiben wie es ist, oder brauchen wir eine Modernisierung bei den Hilfsmitteln? Das Thema wurde von der AOPA-Austria angestoßen, von der Austrocontrol aufgegriffen, jetzt wird es gerade zwischen nationalen Luftfahrtbehörden, Luftfahrtverbänden und der EASA diskutiert. Der „Frontverlauf“ der Meinungen ist etwas  uneinheitlich, aber es gibt grundsätzlich zwei Lager: Da sind zum einen die Unterstützer der altbewährten  mechanischen Navigationsrechner, die davon ausgehen, dass im Theorieunterricht nur durch die Verwendung der Drehscheibe von den Flugschülern nachhaltig verstanden wird, wie sich Kurs- und andere Berechnungen  aufbauen. Auf der anderen Seite sind da diejenigen, die sich wundern, warum z. B. im FAA-System die  elektronischen Navigationsrechner seit Jahrzehnten erlaubt sind, ohne dass es dabei zu Problemen kommt. Sie  argumentieren, dass man Pilotinnen und Piloten so früh wie möglich mit der Technik vertraut machen soll, die sie  später auch einsetzen. Und das sind ganz sicher nicht die „Glücksräder“. Ich fühle mich erinnert an die  Diskussion, die ich als 7-Klässler vor 40 Jahren miterleben durfte, als unser Mathematiklehrer für die Klasse  wissenschaftliche Taschenrechner anschaffen wollte. Das fanden die meisten Eltern gut und fortschrittlich, einige  fürchteten aber für ihre Kinder den Verlust der Fähigkeiten im Kopfrechnen. Die Diskussion war mühsam, aber  letztlich wurden die Rechner angeschafft, und aus den Kindern von damals ist auch etwas geworden. Dieses  Problem ist sicherlich nicht das allerdringlichste, aber dennoch: Wir werden uns in der AOPA generell dafür  einsetzen, dass die Ausbildung modernisiert wird. Es kann ja schlecht sein, dass wir von einer europäischen  digitalen Agenda sprechen, aber weiterhin mit mechanischen Drehscheiben Navigationsaufgaben ausrechnen  müssen. Für diese Position gibt es auch durchaus viele Unterstützer in den Behörden.

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Dr. Michael Erb