Am 6. und 7. November 2018 fand in Wien eine EASA-Sicherheitskonferenz zur Allgemeinen Luftfahrt (AL) statt. Das österreichische Ministerium für Verkehr, Innovation und Technologie übernahm die Schirmherrschaft dieser Veranstaltung, die mit ca. 300 Teilnehmern ausgebucht war. Dies war nach der ersten EASA-Veranstaltung in Rom im Jahre 2014 nunmehr die zweite Konferenz, die sich ausschließlich mit der Allgemeinen Luftfahrt befasste. In Rom wurde im Jahr 2014 die Einführung einer „General Aviation Roadmap“ zum Abbau der bisherigen Überregulierung beschlossen, deren wesentlichen Ziele inzwischen erreicht wurden, auch wenn einige Projekte noch nicht komplett abgeschlossen sind. Das damalige Motto lautete „Lighter, better, simpler rules for General Aviation“ und führte eine deutliche Trendwende ein, nachdem die ersten Jahre durch den Versuch gekennzeichnet waren, der AL Managementsysteme überzustülpen, die sich zwar in der Großluftfahrt bewährt hatten, bei privaten Flugzeughaltern oder in Kleinstbetrieben aber keinen Sinn machten. Selbsterklärende Beispiele in diesem Kontext sind der Flugschulstandard „ATO“ und die Wartungsorganisation „CAMO“, für die es jetzt unkompliziertere Alternativen gibt.

Der Executivdirektor der EASA Patrick Ky will auch weiter ambitioniert bleiben und sich für eine positive Entwicklung der Branche der AL einsetzen. Dazu hat sich die EASA zwei konkrete Ziele gesetzt: „Safer and more affordable“, also sicherer und bezahlbarer soll das private Fliegen werden. Zwei Ziele, die sich gut ergänzen, denn steigende Kosten wirken sich auch auf die Flugaktivität der Piloten sofort negativ aus: Sie fliegen weniger, die Erfahrung lässt nach, das Risiko erhöht sich.

Aber auch selbstkritische Töne waren zu hören. Patrick Ky erklärte, dass es nur schwer nachzuvollziehen ist, wieso sich die Korrektur der Wartungsvorschriften über einen Zeitraum von insgesamt 6 Jahren hinstrecken müssen, das müsste die Betroffenen natürlich frustrieren, aber auch seine eigenen Mitarbeiter wären unzufrieden. Hier müssten die Verwaltungsverfahren einfach schneller werden. Ebenfalls nicht geleugnet wurden die Engpässe bei der EU-Kommission, die über Monate hinweg zum Nadelöhr für eigentlich fertige Gesetzesentwürfe wurde. Es fehlte an Juristen, die die Vorschriften veröffentlichten. Dieser Engpass ist laut Filip Cornelis, dem Leiter des Luftfahrtreferats der EU-Kommission, offenbar beseitigt, das benötigte juristische Personal wurde eingestellt.

Die Luftfahrtbehörden von Frankreich, UK und Österreich waren bei der Veranstaltung personell sehr stark vertreten. Der österreichische Verkehrsminister Hofer eröffnete die Konferenz zur GA, zu einer Branche, zu der er als aktiver Pilot auch einen direkten persönlichen Bezug hat.

Eine viel diskutierte Frage war auch, wie man die Mitgliedsstaaten mitzieht, die sich bei der Umsetzung der neuen Vorschriften für die AL schwer tun? Die EASA erklärte, dass sie sich stärker engagieren muss, um den nationalen Behörden die Vorschriften frühzeitig zu vermitteln. Sie alle zwei Jahre zu auditieren und Fehlverhalten zu kritisieren sei offensichtlich nicht zielführend. In Sachen Lizenzwesen hat sich schon einiges zum Positiven gewandelt: Der Erwerb der Instrumentenflugberechtigung wurde vereinfacht, der LAPL verkauft sich in den Flugschulen auch sehr gut. Als nächstes will die EASA die Ausbildung neuer PPL-Fluglehrer simplifizieren, da der Markt für Fluglehrer praktisch leergefegt ist. Dazu ist angedacht schon in 2019 die CPL-Theorie als Eingangsvoraussetzung europaweit zu streichen.

Ein weiterer Schwerpunkt der Diskussionen waren die dringend benötigten Innovationen in der Branche. Die Triebwerke und die Flugzeugzellen haben sich in den letzten fünf Jahrzehnten kaum verändert. Es gibt aber durchaus Evangelisten eines neuen Zeitalters in der AL. „Bringt Eure Kinder zum Flugplatz, zeigt ihnen die alten Flugzeuge mit den Tragflächen, denn bald gibt es sie nicht mehr“ war ein vollmundiges Statement von Ivo Boscarol vom slowenischen Leichtflugzeughersteller Pipistrel, der das Zeitalter der Elektroflugzeuge mit vielen Rotoren anbrechen sieht. Auch Frank Anton von Siemens sieht das Ende der Verbrennungsmotoren nahen, die Zukunft der AL wäre elektrisch, kostengünstig und umweltfreundlich, beim Betrieb herkömmlicher Flugzeuge am Wochenende hätte er ein schlechtes Gewissen. Bei aller Begeisterung für notwendige Innovationen sind doch gewisse Zweifel angebracht, ob die Elektroantriebe tatsächlich bald über das Experimentierstadium hinauskommen. Genauso wie man seine alten Hausschuhe aus gutem Grund nicht wegwirft, bevor die neuen geliefert wurden, werden wir unsere altbewährten Flugzeuge nicht verschrotten lassen, bevor die neuen Elektroflugzeuge in Serie hergestellt und ausgeliefert werden.

Für die IAOPA waren Michael Erb, Klaus-Peter Sternemann, Gerald Gollob (D), Nick Wilcock, Martin Robinson (UK), Karel Abbenes (NL), Carlos Marti (ESP) und Terje Sande (NOR) anwesend.

Erfreulicherweise waren auch deutsche Bundes- und Länderbehörden im Publikum vertreten, in 2014 war dies noch nicht der Fall.

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