Nachdem international und auf Bundesebene die Rahmenbedingungen für das Fliegen ohne Flugleiter bzw. Betriebsleiter geschaffen wurden, liegt es jetzt an den regionalen Luftfahrtbehörden und den Flugplatzbetreibern die entstandenen Freiräume auch umzusetzen. Wie zu erwarten, läuft das je nach dem Grad der Begeisterung und des Verständnisses für das Thema unterschiedlich schnell, aber doch kontinuierlich in die richtige Richtung. Manche Behörde geht mit den Flugplätzen in ihrem Zuständigkeitsbereich vorbildlich voran, und über kurz oder lang werden bei positiven Erfahrungen die anderen Behörden und Flugplätze dann auch sicherlich nachfolgen. Die Gruppe der Unwilligen wird ständig kleiner. Aufklärungsbedarf gibt es speziell noch zu den Themen, wie man denn als Flugplatz eine PPR-Regelung erteilt, wie man das Hauptflugbuch führt, wie man Landegebühren kassiert. An dieser Stelle wollen wir zwei Vorreiter präsentieren:
Als erster deutscher Verkehrslandeplatz hat Porta Westfalica (EDVY) während der regulären Betriebszeiten das Fliegen ohne Betriebsleiter eingeführt. Dort ist relativ viel los mit 14.000 Flugbewegungen im Jahr, Luftfahrtunternehmen, Wartungsbetriebe, Flugschulen und Luftsportler sorgen für ordentlich Verkehr. Seit Beginn dieses Jahres haben sich die Betriebsleiter Zug um Zug zurückgezogen, und die Umstellung funktioniert. Wichtig ist es, dass sich die Pilotinnen und Piloten auf der Website des Flugplatzes über die neuen Verfahren informieren, dann ist das kein Hexenwerk.
Vorbildlich und erfrischend einfach ist auch, wie der Verkehrslandeplatz Roitzschjora (EDAW) in der Heide nördlich von Leipzig mit der vorgeschriebenen PPR-Regelung umgeht: Auf der Website des Flugplatzes wird schon auf der Startseite mit einer Ampel angezeigt, ob die PPR-Regelung pauschalt als erteilt gilt (grüne Ampel), ob man für PRR vorher anrufen soll (gelbe Ampel), oder ob am aktuellen Tag kein PPR erteilt werden kann (rote Ampel). Weitere Informationen gibt es auf der Website natürlich auch.
Ein Anliegen haben wir noch: Angesichts unseres föderalen Verwaltungssystems mit über 35 formell unabhängigen Landesluftfahrtbehörden erfolgt die Umsetzung des Fliegens ohne Betriebsleiter mit einer durchaus beachtlichen regulatorischen Vielfalt. Auch wenn es im Kern auch immer auf das Gleiche hinausläuft: PPR vor dem Flug per Telefon oder Internet klären, natürlich AIP und NOTAMS checken, dann Landegebühr per App bezahlen, Start- und Landezeiten mitteilen. Aber der Teufel liegt bekanntlich im Detail, Verfahrensfehler können schlechte Laune erzeugen. Schön wäre es, wenn die Verfahren etwas mehr vereinheitlicht würden, und vor allem, wenn man sich auch im Fluge noch einen spontanen Überblick verschaffen könnte, an welchem Flugplatz man im Bedarfsfall doch noch außerplanmäßig landen kann.
Hier sind die Navigations-Apps gefragt, die Anfliegbarkeit eines Flugplatzes mit und ohne PPR wie in Porta-Westfalica sollte hier unbedingt angezeigt werden.
Aber das kommt sicherlich auch noch, als das „Tüpfelchen auf dem i!“!
Das AOPA-Fly-Out ging dieses Jahr nach Ferrara (LIPF) in Italien, zu einem Flugplatz, wo es keine Flugleiter gibt. Weil sich noch nicht alle Crews mit dem Fliegen ohne Flugleiter auskannten, wurden die Verfahren vorab kurz angesprochen. Die Motorflieger gehen in die Nordplatzrunde der 09L/27R und melden alle Flugbewegungen blind. Und siehe da: Die Abstimmung unter den Crews in der Platzrunde und am Boden lief sehr gut. Und am Wochenende des Fly-Outs war richtig Betrieb, die einheimischen Segelflieger meldeten sich kontinuierlich mit Blindmeldungen über ihre Aktivitäten der Schleppverbände auf der parallelen Graspiste 09R/27L in der Südplatzrunde. Genauso haben sich die ebenfalls aktiven Fallschirmspringer gemeldet. Dieser Mischbetrieb stellte gar kein Problem dar, denn alle haben auf der Frequenz mitgehört, ihre Absichten mitgeteilt und vor allem auch auf die anderen Flieger Rücksicht genommen. Wenn Schirme in der Luft sind, wird nicht gerollt, gestartet oder gelandet. Und wenn ein F-Schlepp startet, dann hält man ebenfalls in aller
Freundschaft respektvoll Abstand. Und wenn mal jemand etwas nicht gleich mitbekommen hatte, gab es einen netten Hinweis am Funk: „The yellow Highwing, D-ECHO, could you please hold position for a minute? The sailplanes are taking off on the grass runway. Mille Gracie!“ Unsere teilnehmenden Crews haben schnell verstanden und waren von den Freiheiten in Ferrara allesamt begeistert: Geflogen wird, solange es hell ist. Lande- und Abstellgebühren existieren nicht. Wer Durst hat, kann sich gerne eine Wasserflasche aus dem Kühlschrank nehmen und Geld in der Spendenbox hinterlassen. Bei diesem netten Service wird die Spendenbox auch gerne gut gefüllt!