Reiseleiter und Autor Zafer Ertem

Wird uns der Flughafen Starterlaubnis erteilen? Erhalten wir Treibstoff? Alles ist abgestimmt, nichts ist gewiss. Das ist eben keine typische Pauschalreise. Es handelt sich um eine 18-tägige Abenteuerreise Mitte Mai 2024, die uns über 4000 Nautische Meilen durch die Türkei führt und sogar entlang der syrischen Grenze. Es sind zahlreiche Herausforderungen und Hindernisse zu erwarten. Auf Erfahrungen von anderen Gruppen kann ich nicht zurückgreifen da es nach meinem Kenntnisstand vor uns noch keine Gruppenreise mit Flugzeugen gab. Trotz dieser Voraussetzungen haben sogar zwei Familien mit kleinen Kindern an dieser Abenteuerreise teilgenommen, und am Ende haben wir fast alle Ziele die wir uns vorgenommen hatten erreicht.

Am Fuß des riesigen 5000 Jahre alten Amphitheaters in Ephesus stehend, schaue ich zum Flugplatz, wo gerade eine Cessna Caravan ihren Endanflug beginnt. Meine Begeisterung für die Lage des Flugplatzes am Fuße der antiken Stadt Ephesus kennt keine Grenzen. Wir schreiben das Jahr 2015. Zu dieser Zeit hatte ich noch keinen Pilotenschein und keine einzige Flugstunde absolviert! Dennoch wusste ich, dass ich eines Tages hier landen würde. Dass ich dabei 17 Flugzeuge im Schlepptau haben würde, das konnte ich mir nicht einmal in meinen kühnsten Träumen vorstellen.

 

Neun Jahre später verfüge ich über 300 Flugstunden und arbeite an der Realisierung des Abenteuers, das uns in die Türkei führen wird. Es war mir klar, dass es eine Herausforderung werden würde, da bereits einige Anläufe anderer Piloten vor mir gescheitert waren – sei es an der behördlichen Genehmigung oder an den unglaublichen Kosten von 2.500 Euro pro Landung. Zwei Jahre lang habe ich intensiv recherchiert, bevor ich in eine weitere sechsmonatige Phase intensiver Vorbereitung und Organisation gestartet bin, die mich nahezu Vollzeit beschäftigt hat.

 

Von Beginn bis Ende hielt die Herausforderung dieser Reise in jeder Sekunde an. Ob es das Wetter, die Bürokratie, die Technik, unerwartete Zusatzgenehmigungen oder skurrile Vorschriften waren …

 

In der Türkei existieren eine Vielzahl an unvorhersehbaren Faktoren und bürokratisch teilweise vage definierte Anforderungen. Oftmals herrschte eine widersprüchliche Gesetzgebung und Vorgaben, welche den örtlichen Beamten vor große Herausforderungen stellte. Kein türkischer Pilot der allgemeinen Luftfahrt konnte mir präzise alle Anforderungen erläutern. Sogar Ausbilder waren sich unsicher. Informationen müssen mühevoll zusammengesucht werden, wobei keine Gewissheit bestand, dass sie tatsächlich gültig sind. Dies macht die Türkei im Vergleich zu Europa leider zu einem der schwierigsten Länder für die Allgemeine Luftfahrt. Dennoch gleichen die Schönheit des Landes und die herzlichen Menschen diese Herausforderungen aus.

 

Als Unternehmer und international erfahrener Leiter von Katastropheneinsätzen muss ich ehrlich sagen, dass es mir enorm viel abverlangt hat und mich bis zum Äußersten beanspruchte. Um Sicher zu sein arbeitete ich in der Planung mit einem Plan A, B und sogar an C.

Fly2Troy hat sich als Verein zum Ziel gesetzt, die Türkei regelmäßig zu erkunden und anderen Piloten zugänglich zu machen. Nachdem die Website in mehreren Sprachen erstellt wurde, erreichten uns zahlreiche Bewerbungen aus ganz Europa. Allerdings haben wir gewisse Anforderungen, wie beispielsweise Auslandserfahrung und mindestens 50 Flugstunden in den letzten 12 Monaten. Dies soll dazu dienen, das Risiko von Luftraumverletzungen oder Überforderungen beim Funken während eines solch komplexen Fluges zu minimieren. Am Ende fanden sich 18 Flugzeuge mit entsprechend qualifizierten Piloten. Eine Besonderheit: Zwei Familien mit kleinen Kindern nahmen ebenfalls an der Reise teil, was eine zusätzliche Herausforderung für die Organisation darstellte. Die Vielfalt der teilnehmenden Flugzeuge von C42 bis PC12 machte die Planung zu einer besonders anspruchsvollen Aufgabe.

 

Teilnehmende Länder:

Deutschland

Österreich

Italien

Luxemburg

Niederlanden

 

Teilnehmende Flugzeug-Typen:

WT9

C42B

Cessna 172, 182

PC12

Extra500

Risen

RV

Mooney

Beechcraft

 

Unser erstes Ziel lautet: LWOH/Nordmazedonien. Hier ist der Treffpunkt für uns alle, um uns kennenzulernen und das erste gemeinsame Briefing für den Einflug in den türkischen Luftraum abzuhalten. Aufgrund beruflicher Verpflichtungen schaffen es leider vier Flugzeuge nicht rechtzeitig abzuheben, daher plane ich für diese eine „Special Operations“. Ich werde selbst zusammen mit meinem Sohn Tolga fliegen, der gerade dabei ist, seinen PPL-A Lizenz zu erwerben.

 

Es ist 08:00 Uhr morgens. Ich hole den MDG-Genderkingen Vereinsflieger WT9 aus dem Hangar in EDMQ, als eine E-Mail von unserem ersten Ziel OHRID in Nordmazedonien eingeht. Trotz einer schriftlichen Vereinbarung Monate zuvor ist der Flughafen nur von 05:00 bis 08:00 Uhr UTC geöffnet – nur drei Stunden lang! Es ist unmöglich, dass wir vor 10:00 Uhr Ortszeit dort ankommen. Zudem zieht über die Adria ein Tiefdruckgebiet auf, es werden Cumulus Nimbus im zu überfliegenden Gebirge erwartet.

 

Wir planen zunächst in Portorož (LJPZ) zu landen, um das Wetter erneut zu analysieren. In Portorož können wir außerdem Flugzeugbenzin (AVGAS 2,13 EUR/liter) tanken und problemlos die Zollformalitäten für die Ausreise erledigen. Nach unserer Ankunft stellen wir fest, dass einige der Teilnehmer von Fly2Troy sich ebenfalls für diese Destination entschieden haben. Eddie aus den Niederlanden, Patrick aus Luxemburg, Antonius aus „Ostfriesland“ und Burkhard heißen uns herzlich willkommen.

 

Während des Mittagessens schlägt Patrick vor, in Skopje zu landen, da es einen 24-Stunden geöffneten internationalen Flughafen hat und nur 25 Flugminuten von Ohrid entfernt liegt. Dort könnten wir übernachten und dann mühelos während der kurzen Öffnungszeiten nach Ohrid fliegen. Das Wetter scheint auch Skopje nur leicht zu streifen. Während des Essens reicht jeder seinen Flugplan ein und bereitet sein Flugzeug für die lange Reise entlang der Adriaküste vor.

In Nordmazedonien beeindruckt uns besonders die schönen grünen Berge.

 

Der Flughafen Skopje ist leicht zu erreichen und vor Ort recht übersichtlich aufgebaut. Die Mitarbeiter sind sehr hilfsbereit und äußerst freundlich, sodass wir zügig durch Zoll und Passkontrolle gelangen konnten, um uns um ein Hotel kümmern zu können. Die Kosten für Anflug, Landen, 1 Tag Parken kosten ca 21-45,- Euro je nach MTOW. In Skopje haben wir ein sehr preiswertes und gut gepflegtes Hotel in unmittelbarer Nähe zur Altstadt gefunden. In der Zwischenzeit erreicht mich die Nachricht, dass einige Flugzeuge auf Losinj (LDLO) gelandet sind und es auch für sie zeitlich nicht möglich ist, rechtzeitig in Ohrid anzukommen. Deshalb entscheiden sie ebenfalls nach Skopje zu fliegen allerdings wegen des bevorstehenden Schlechtwetters planen sie einen Tag auf der schönen Insel zu verbringen und nach Zollabfertigung los zu fliegen.

Am nächsten Tag werden wir am Flughafen Skopje persönlich vom Flughafenbetriebsleiter begrüßt, der uns durch die wartende Schlange am XRay führt, damit wir schnell auf das Vorfeld gelangen und unsere Flugzeuge zu Fuß erreichen können. Wir genießen diesen Moment, als eine Airline zum Andocken anrollt. Es ist wirklich etwas Besonderes, dies aus nächster Nähe zu erleben.

Die Strecke zwischen Skopje und Ohrid ist zwar kurz, aber dafür erwartet uns ein wunderschöner langer Endanflug auf Piste 19 mit Blick auf den malerischen Ohridsee. Die überaus freundliche Begrüßung in Skopje setzt sich auch in Ohrid fort, wo uns das sehr hilfsbereite Flughafenpersonal schnell zu unserem Parkplatz führt.

Die anderen sind in der Zwischenzeit unterwegs von Losinj nach Skopje. Sie wollen versuchen erst am nächsten Tag in Ohrid anzukommen, weil das Wetter am späten Nachmittag sich nochmals deutlich verschlechtert. Die Kosten für Anflug, Landen und 2 Tage parken kosten ca 6,- Euro. Mogas gibt es dort nicht, dafür aber Avgas für ca 2,10 Euro der Liter.

Am nächsten Tag kamen die meisten in Ohrid an, sodass wir uns endlich alle persönlich kennenlernen konnten. Eine bunte Mischung sympathischer und sehr humorvoller internationaler Fly2Troy-Piloten hatte sich zusammengefunden. Wir verstanden uns alle auf Anhieb, und der Pilotengeist lag förmlich in der Luft. Am Vorabend hielt ich unser erstes Briefing ab und verteilte Zollformulare. Neben der Erklärung von militärischen Sperrgebieten erläuterte ich noch einmal im Detail die Besonderheiten des türkischen Luftraums.  Als Überraschung teilte ich mit, dass LTBH Canakkale extra ein NOTAM für uns eingerichtet und darüber hinaus den Apron 1 das für zwei Boeing 737 reserviert sind, für uns blockiert hat. Anschließend analysierten wir gemeinsam das Wetter. Zu diesem Zeitpunkt waren 12 Flugzeuge in Ohrid, zwei Flugzeuge in Skopje und vier Flugzeuge noch in Deutschland, von wo sie erst einen Tag später starten würden.

Als ich mich in der Nacht hinlegte, um etwas Schlaf nachzuholen, klingelte mein Telefon. Es war der Präsident der AOPA Türkei, einer der wichtigsten Unterstützer der Reise. Laut der zivilen Luftfahrtbehörde wurden kurzfristig die Flugzeuge von zwei Teilnehmern abgelehnt. Die Begründung war, dass das Datum im Lufttüchtigkeitszeugnis (ARC) in Deutsch, aber nicht in Englisch geschrieben war, und dass bei dem anderen Flugzeug das ARC auf normalem weißen Papier gedruckt wurde, anstatt auf einem offiziellen Briefkopf. Ich fragte mich, warum die Behörde erst jetzt darauf aufmerksam wurde und warum das DULV (Deutscher Ultraleichtflugverband) es nicht korrekt ausgestellt hatte.

Wie sollte das jetzt noch am späten Abend korrigiert werden? In wenigen Stunden wollten wir in den türkischen Luftraum einfliegen. Nach etlichen Telefonaten erhielt ich schließlich den Anruf aus der Türkei, dass die beiden Flugzeuge am nächsten Morgen freigeschaltet werden würden. Obwohl dies eine gute Nachricht war, konnte ich mich nicht wirklich freuen, da in der Türkei der Begriff „in der Früh“ sehr breit definiert sein kann. Es bestand die Möglichkeit, dass es erst am Mittag freigeschaltet werden könnte, was ein großes Problem darstellen würde, da wir bereits am Vormittag in den türkischen Luftraum einflogen. Gegen 1 Uhr morgens erhielt ich einen weiteren Anruf. Die beiden Flugzeuge wurden auf Bitte des Präsidenten der AOPA Türkei freigeschaltet. Was für eine Erleichterung. Später erfuhr ich, dass der oberste Chef der zivilen Luftfahrtbehörde persönlich Herrn Turgut, den Präsidenten der AOPA Türkei, um Mitternacht angerufen hatte, um zu bestätigen, dass unser Anliegen schnell erledigt werden würde. Manchmal kann die Türkei auch positiv überraschen.

 

Am nächsten Tag ist das Wetter zwischen Nordmazedonien und der türkischen Luftraumgrenze nicht besonders einladend. Es gibt eine Wolkendecke von Broken bis Overcast auf 3.500 Fuß mit leichtem bis teilweise starkem Regen. Keine angenehmen Flugbedingungen. Wir entscheiden uns, den ersten Flieger Tango Zulu vorauszuschicken. Später stellen wir fest, dass Axel zunächst begeistert eine vielversprechende Lücke über 6.000 Fuß gefunden hatte, die er ansteuerte. Allerdings stellte sich nach Erreichen dieser Höhe heraus, dass die Bedingungen unterhalb viel besser waren. Er ändert seinen Kurs zurück zum Flughafen auf 230 Grad und beginnt schnell zu sinken, um unter 3.500 Fuß zu gelangen und eine andere Route zu wählen. Er wurde fündig.

 

Mit einem Abstand von fünf bis zehn Minuten waren schließlich alle in der Luft. Ich habe die Flughöhe 13.000 Fuß gewählt und trotz leichter Vereisung problemlos die türkische Luftraumgrenze überquert, wo uns herrliches Wetter erwartete. Die anderen Piloten entschieden sich für deutlich niedrigere Höhen und mussten teilweise viele Umwege um die Wolken in Kauf nehmen. Es war ein beeindruckender Anblick, als sich etwa 50 nautische Meilen vor LTBH die Wolkendichte langsam verringerte und plötzlich die Flugzeuge in unterschiedlichen Höhen fast zeitgleich auftauchten. Es sah aus, als ob sie alle aus ihren Verstecken zwischen den Wolken hervorgekommen wären. Dann begann die spannende Situation für den Tower in LTBH, da alle hintereinander zur Landung sich anmeldeten – Zack Zack Zack – einer mit englischem und italienischem Akzent, ein anderer mit starkem schwäbischem Akzent und unser Ostfriese trug ebenfalls seinen Teil dazu bei. Der Fluglotse war offensichtlich überfordert, so viele Flugzeuge gleichzeitig zu koordinieren und zu verstehen. Übrigens landet in LTBH nur eine einzige Fluggesellschaft pro Tag, daher ist die praktische Erfahrung dünn gesät. Der Tower wies die Nummer 1 zunächst an, in den Base einzudrehen und gab die Anweisung „Report final RW 04“, dann schob er gleichzeitig der Nummer 2 die Anweisung „Report base RW 04“ zu und uns nach einem Extend Downwind die Anweisung, „turn long final“. Was er nicht bedachte, war, dass die Nummer 1 mit 70 Knoten zur Landung ansetzte, während die nachfolgenden Flugzeuge mit 120 Knoten und wir mit 100 Knoten folgten. Es kam, wie es kommen musste: Nummer 2 saß dem ersten Flugzeug im Nacken. Aus meinem Cockpit sah es so aus, als würden sie gleichzeitig huckepack landen. Der Tower reagierte und schickte Nummer 2 und uns als Nummer 3 zum Go-around, obwohl wir es als Nummer 3 locker geschafft hätten. Am Ende war ich jedoch dankbar, denn ich durfte einige 360er über der schönen Çanakkale Stadt drehen. Schließlich landeten wir bei bester Sicht sicher an unserem ersten Ziel Çanakkale/Troja.

 

In Çanakkale wie auch in den kommenden fünf Internationalen Flughäfen werden wir keine Gebühren für Anflug, Landung und drei tage Parken bezahlen müssen. Das macht das ganze um einiges leichter und überhaupt möglich. Allerdings ist in den meisten Flughäfen kein Avgas vorhanden. Dazu gehört auch Çanakkale. Daher habe ich einen Tankwagen mit Flughafenzulassung aus dem 1.200 km entfernten Tokat organisiert, um sicherzustellen, dass wir alle genügend Treibstoff für die Weiterreise haben. In übrigen kann man unabhängig von Treibstoffart, grundsätzlich nicht tanken, solange man nicht in der jeweiligen Firmenzentrale der Tankstelle registriert und freigeschaltet ist.

Nachdem tanken erfolgte die Zollabwicklung. Die Behörden waren etwas überfordert mit den Formularen, da ihnen die praktische Erfahrung fehlte und die entsprechenden Unterlagen nicht einmal vorlagen. Zum Glück waren wir vorbereitet und hatten in Ohrid bereits vieles ausgefüllt. Nachdem wir alle Formalitäten erledigt hatten, kopierte ich bei der freundlichen Flughafenpolizei die leeren Formulare sowie ein bereits ausgefülltes Formular und überreichte sie den Zollbeamten, damit es für nachkommende ausländische Piloten einfacher sein würde als für uns.

 

Vor dem Flughafen wartet bereits der Fly2Troy Bus , der uns direkt zum Hotel in der Innenstadt bringt. Obwohl die Sonne scheint, ist es etwas frisch und windig, typisch für Çanakkale. Das Hotel liegt praktisch in Sichtweite des trojanischen Pferdes, das im Hollywood-Blockbuster mit Brad Pitt mitspielte. Am nächsten Tag werden wir mit unserem Touristenführer Ahmet die antike Stadt Troja und das preisgekrönte Troja-Museum besuchen. Dort wird die Geschichte von Ilias und der schönen Helena zum Leben erweckt. Es ist beeindruckend, was die Menschen hier ohne technologische Hilfe erreicht haben. Für den Abend habe ich einen Tisch in einem der besten Restaurants in Çanakkale reserviert, wo wir gemütlich essen und den Tag ausklingen lassen werden.

 

Aufgrund das die Flugpläne via SkyDemon, Foreflight, … in der Türkei systemtechnisch abgelehnt werden, stehe ich am nächsten Tag bereits um 5:00 Uhr früh auf, denn um Kosten zu sparen, habe ich mich bereit erklärt, alle Flugpläne für alle 18 Flugzeuge auszufüllen und einzureichen. Am Ende der Reise habe ich innerhalb von 18 Tagen insgesamt 162 Flugpläne ausgefüllt. In enger Verbindung mit dem Briefing Office, bestimme ich die nächste Flugroute. Es ist übrigens jedes Mal ein anderer Briefing Office, aber es klappt grundsätzlich gut. Laut AIP müssen die Routen für ausländisch registrierte Flugzeuge immer über Luftstraßen verlaufen, aber die Flughöhen werden als VFR angegeben. Übrigens: In der Türkei darf kein Flugzeug, egal wo er registriert ist und welche Klasse diese hat, ohne Flugplan nicht einmal Platzrunden drehen. Wie crazy ist das.

Unser nächstes Ziel ist Ephesus! Nur 150nm sind wir von der 5.000 Jahre alten antiken Stadt entfernt.

 

Unsere Route führt uns am Rande der Stadt Izmir entlang, der Geburtsstadt meiner Eltern. Ich frage beim Approach nach, ob ich direkt über der Stadt fliegen darf. Prompt kommt die Antwort „Turn active Runway 16 right“, ich bestätige und drehe meine Flugzeugnase auf Kurs 160. Im Funk höre ich nacheinander die abfliegenden und ankommenden Linienflugzeuge von SunExpress. Es ist ein erhebendes Gefühl, in derselben Frequenz wie die Airliner zu sein. Nach zehn Minuten kommt dann die Aufforderung, meinen ursprünglichen Kurs wieder aufzunehmen. Ich folge der Anweisung und quittiere dies mit „Roger“.

 

Kaum hatten wir Izmir überflogen, tauchte schon die weltberühmte 5.000 Jahre alte Stadt Ephesus mit ihrem riesigen Amphitheater und der berühmten Bibliothek auf. Praktisch auf dem Gelände der Stadt befindet sich der Flugplatz Selçuk. Ephesus ist der Ort, der mich vor rund zehn Jahren begeistert hat.

 

Kaum gelandet und die Parkposition eingenommen, öffne ich unsere Haube und eine Hitze schlug uns entgegen, als stünden wir vor einem offenen Backofen. Kein Vergleich zu Çanakkale, wo es frisch und windig war. Während wir unsere Sachen packen, kommt Hatice, eine alte Bekannte als Begrüßungskomitee und überreicht allen ankommenden Piloten einen Blumenstrauß. Was für eine gastfreundliche Geste. Hatice ist übrigens die erste Pilotin die die Türkei kartografiert hat. Kaum waren alle sicher am Boden, stand bereits unser Fly2Troy Bus vor dem Eingang. Zunächst fuhren wir zum Mittagessen und anschließend direkt zum beeindruckenden Ephesus Museum.

Gegen späten Nachmittag checkten wir dann in unser Hotel ein, das sich als Party-Hotspot entpuppt . Die Leute feiern bis in die Morgenstunden, als gäbe es kein Morgen. Einige verbrachten Zeit in der entzückenden Kleinstadt Kusadasi und nahmen kaum Notiz von der Party. Die anderen feierten einfach mit.

Am nächsten Morgen ging es dann weiter zum Ziel Antalya! Die Strecke ist traumhaft, aber Achtung, die Grenze zwischen der Türkei und Griechenland ist extrem eng, und es gibt viele NOTAMs sowie Restriktionsgebiete für militärische Übungen. Außerdem sind zahlreiche Paragleiter unterwegs. Nach einem ausführlichen Briefing starteten wir dann fast im Minutentakt. Nun, fast. Die türkischen Fluglotsen achten ziemlich genau auf die im Flugplan eingetragenen Abflugzeiten, so dass einige Piloten am Holding Point unter sengender Hitze recht lange warten mussten, ohne zunächst den Grund dafür zu erfahren.

 

Entlang der Küste flogen wir an Fethiye, Bodrum, Muğla, Marmaris und dem Patara Strand vorbei. In Marmaris bat ich um Erlaubnis, meine Route etwas zu erweitern und über den Strand und die Stadt zu fliegen. Aufgrund der hohen Berge hinter der Stadt war der Funk nicht besonders klar, und die Gegend ist mit zahlreichen restriktiven Gebieten gespickt, so dass nur ein schmaler Streifen übrig blieb. Also nahm ich Gas weg, flog langsam in die Bucht hinein, drehte vorsichtig eine Runde und kehrte dann zur Route zurück. Gesagt, getan! Dann gab ich wieder Gas und kehrte zur ursprünglichen Route zurück.

 

Es wird spannend, denn wir nähern uns der Stadt Antalya, einem der am meisten angeflogenen Flughäfen nach Istanbul mit über 1050 Starts und Landungen pro Tag. Ein sehr belebter Luftraum also. Antalya Approach erlaubt daher nur zwei VFR Starts pro Tag, ja, sie haben richtig gehört, nur zwei nur, und das nur für die örtliche Flugschule. Und dann kommen wir, 18 ausländische Flugzeuge, die alle im Minutentakt am Reporting Point Kemer auftauchen. Doch für den Tag habe ich im Vorfeld eine Ausnahmegenehmigung erhalten. Hierfür musste ich mehrmals in die Türkei fliegen. Die Bedingungen waren klar: 5 Minuten Abstand zwischen den Meldungen und 1.000 Fuß oder darunter. Warum machen sie so viel Stress? Ganz einfach: Das Taurus Gebirge ist zwischen 8.000 und 12.000 Fuß hoch. Die ankommenden Flugzeuge müssen je nach Route und Verkehr schnell an Höhe verlieren und dürfen dabei theoretisch bis zu 1.500 Fuß über dem Meer sinken! Das bedeutet, dass zwischen uns und den ankommenden Flugzeugen nur 500 Fuß Abstand bleiben. Wir müssen also genau Höhe und Kurs halten, um keine Abweichungen zu riskieren. Einige von uns haben das Glück, Autopiloten zu haben, die die Sicherheit für alle Beteiligten deutlich erhöhen, insbesondere bei Langstreckenflügen und sensiblen Luftraumüberquerungen.

 

In Antalya haben wir das Ziel auf dem weit und breit einzigen Flugplatz zu landen. Der Name: Karain, so wie die 500.000 Jahre alte Höhle die wir später besuchen werden. Angekommen werden wir auch hier mit Blumen, Geschenken wie TShirts und Cappies begrüßt. Außerdem wird extra für uns gegrillt und live Musik begleitet uns beim ausklingen des Tags. Ein Wahnsinns Empfang! Unsere Fly2Troy VIP Busse sind inzwischen auch da.

 

Plötzlich erhalte ich einen Anruf von Antalya Approach. Die D-MBGG ist gemäß Flugplan bereits seit einer Stunde überfällig und sie müssen eine Search and Rescue (SAR) Aktivierung vornehmen. Ich bitte um etwas Zeit und verspreche, mein Bestes zu tun, um den Piloten zu erreichen. Die Mitarbeiterin akzeptiert meine Bitte und ich unterbreche mein Essen und meine entspannende Zeit, um WhatsApp-Nachrichten zu schicken und anzurufen, in der Hoffnung, dass er auf sein Telefon schaut, da und er Empfang hat. Leider erhalte ich keine Antwort. Ich frage die anderen Piloten von Fly2Troy. Leonardo berichtet, dass er ihn im Funk vor etwa 30-40 Minuten gehört hat. Ich bin besorgt und versuche, ihn über Flightradar zu orten, jedoch sehe ich nichts, da er seine Daten nicht teilt. Antalya Approach ruft erneut an und informiert mich, dass sie nun die SAR aktivieren. Zu diesem Zeitpunkt ist er bereits eineinhalb Stunden überfällig. Ich bitte um zwei Minuten Zeit und rufe das Antalya Radar an, wo ich einen Funker erreiche. Dieser bestätigt mir, dass er vor Kurzem Kontakt zu ihm hatte und sich auf dem Weg zum Reporting Point Kemer befindet. Eine Erleichterung überkommt mich. Sofort teile ich die gute Nachricht mit dem Approach. Zehn Minuten später taucht unser Pilot Tolun mit der GG gemütlich im Downwind auf. Nach seiner Landung begrüße und umarme ich ihn erleichtert. Nachdem einchecken im tollen Clubhotel direkt am Strand besuchen wir die wunderschöne Altstadt und feiern unseren Erfolg bis spät in der Nacht.

 

Am nächsten Tag veranstaltet die THK zu unseren Ehren ein Flugplatzfest mit tausenden Besuchern. Eine EXTRA300 wird extra für eine atemberaubende Akrobatikshow eingeflogen und bekannte Modellbauer des Landes präsentieren ihre beeindruckenden Werke. Der Oberbürgermeister von Antalya schmückt einige städtische Werbetafeln mit Plakaten und eine große Musikband sorgt auf einer eigens errichteten Bühne für Unterhaltung. Unter den zahlreichen Zuschauern befinden sich viele junge Luftfahrtstudenten von umliegenden Universitäten sowie Personen, die noch nie zuvor geflogen sind. Auch zahlreiche Generäle und offensichtlich wichtige Autoritäten nehmen am Fest Teil.

 

Zehn Piloten entscheiden spontan, interessierten Besuchern kostenlose Platzrunden anzubieten. Am Ende wurden über 120 junge Menschen in die Luft gebracht. Eine kurze Anmerkung am Rande: Selbst auf dem Flugplatz von Karain dürfen pro Tag nur zwei Starts stattfinden. Selbsterklärend, dass dies für jede örtliche Flugschule ein NoGo ist, weshalb Karain grundsätzlich nichts los ist. Lediglich die Löschflugzeuge und Hubschrauber parken einsatzbereit dort. Mit 120 Platzrunden haben wir also einen echten „Rekord“ gebrochen.

 

Während die Piloten die Rundflüge durchführen, erscheint der Gouverneur von Antalya zusammen mit dem Polizeipräsidenten und einem großen Aufgebot an Bodyguards beim Festival. Während der Gouverneur eine Rede auf der Bühne hält, filme ich seine Rede mit meinem Smartphone. Plötzlich nähert sich ein Bodyguard mir und flüstert: „Bist du der Kapitän?“ Ich überlege kurz, ob ich humorvoll antworten soll, entscheide mich jedoch für ein einfaches „Ja“. Der Bodyguard funkt in sein Ohr und verkündet, dass er den Kapitän gefunden hat. Er führt mich sanft, aber bestimmt durch die Menge, bis ich plötzlich neben dem Gouverneur, zahlreichen Bodyguards, Generälen und anderen wichtigen Personen stehe. Ich beobachte das Geschehen gespannt.

 

Dann werde ich dem Gouverneur vorgestellt und erfahre, dass ich persönlich mit ihm eine Runde drehen soll. „Natürlich, es ist mir eine Ehre“, antworte ich und nach einem Blitzlichtgewitter setzen wir uns in die D-MMDG und rollen zum Holding Point. In der Luft frage ich ihn, ob ich einige Manöver vorführen soll, doch er lehnt höflich ab. Stattdessen unterhalten wir uns angeregt. Er hinterlässt einen bodenständigen  Eindruck auf mich. Nach etwa 6 Minuten landen wir wieder und verabschieden uns. Kaum haben wir uns getrennt, tritt bereits der Polizeichef an mich heran und bittet um einen Flug mit mir. Er sagt wortwörtlich: „Wenn der Gouverneur sich traut, dann traue ich mich auch.“ Herzlich lade ich ihn ein einzusteigen und schon sind wir in der Luft. Es scheint ihm großen Spaß zu machen und vor allem die Manöver genießt er besonders.

 

Am folgenden Tag machten wir uns mit dem Bus auf den Weg nach Kemer. Dort habe ich exklusiv für uns ein Motorsegelboot organisiert, die uns zu den schönsten Buchten bringt. Unter anderem besuchen wir die Phaselis Bucht, wo Cleopatra und Alexander der Große gewesen sein sollen. Bei köstlichem Essen, Schwimmen und Sonnenbaden konnten wir gut entspannen.

 

So tief entspannt waren wir, dass wir bei unserer Rückkehr zum Hafen feststellen mussten, dass Vilmar fehlte. Er hatte sich auf einer der Halbinseln gesonnt und war dort eingeschlafen. Der Kapitän sprang auf sein Motorrad und holte ihn später zurück. Von diesem Moment an wurde der Name Vilmar zum Synonym für eine vermisste Person. Jedes Mal, wenn wir durchzählten, fragte ich scherzhaft, ob Vilmar da sei, und tatsächlich haben wir auf unserer Reise ein paar Mal Vilmar vermisst, ihn aber immer wieder gefunden.

 

Den Tag ließen wir am Strand in Kemer bei Live-Musik und kühlen Getränken ausklingen.

 

Die Bootstour war bereits ein echtes Highlight. Wir begannen mit dem Besuch der Karain Höhle. Extra aus Istanbul angereist waren zwei Archäologen und Leiter der Ausgrabungen, um uns über die Geschichte und die Bedeutung der Höhle aufzuklären. Denn Karain ist keine gewöhnliche Höhle! Sie ist weltweit einzigartig, da sie nachweislich von den Neandertalern bis zu den Römern ununterbrochen bewohnt bzw genutzt wurde – für mindestens 500.000 Jahre, schätzen die Wissenschaftler.

 

Nach einem kurzen 20-minütigen Wanderung erreichten wir die Höhle. Die Aussicht war atemberaubend. Es war leicht nachzuvollziehen, warum sich die Menschen hier wohlgefühlt haben. Während unten wilde prähistorische Tiere ihr Unwesen trieben, konnte man oben in Ruhe Jagdpläne schmieden, begleitet vom sprudelnden Quellwasser des Berges. Selbst heute könnte man dort leben, wenn es nicht so viele Fledermäuse gäbe.

 

Nach der Höhlenexpedition stand eine Beachparty auf dem Programm. In einem angesagten Clubs der Gegend erwarteten uns köstliche Cocktails, feinster Sand und ein flaches Meer mit Wellen, die selbst nach 300 Metern noch bis zum Bauch reichten. Für den Abend konnte ich den Clubbetreiber überzeugen, eine Live-Band zu engagieren, die ordentlich einheizte. Später in der Nacht organisierte ich ein Fly2Troy „Burning Man“ Lagerfeuer direkt am Strand, dessen Flammen bis zu 7 Meter hoch loderten. Jeder schnappte sich sein Bier und wir sangen bis Mitternacht nonstop Karaoke am Lagerfeuer. Was für eine unvergessliche Nacht.

 

Am nächsten Morgen brachen wir gleich nach dem Frühstück auf Richtung Sanliurfa, das sich weit im Osten des Landes befindet, nahe der Grenze zu Syrien. Im Briefing betonte ich mehrfach, dass das GPS-Signal ab Adana ausfallen würde. In einem solchen Fall sollte man die Karte von Rogersdata zur Hand nehmen und eine Koppelnavigation durchführen oder, falls technisch möglich, die zahlreichen VORs anfliegen. Wenn das alles nicht funktioniert, sollte man regelmäßig über Funk den Kurs erfragen. Die Route führt übrigens direkt an der US-Militärbasis İncirlik vorbei, die als Relaisstation von Rammstein und Atomwaffen-Einsatzzentrale dient. Daher handelt es sich um eine äußerst sensible Gegend. Einige von uns mussten planmäßig in Adana zwischenlanden, um Treibstoff zu tanken. Ich hatte bereits vor Ort das Tanken organisiert und nochmals aus der Luft meine Bestätigung eingeholt. Der Landeplatz liegt weniger als 2000 Meter von der US-Militärbasis entfernt.

Kurz vor Sonnenuntergang landeten alle sicher in Sanliurfa, wobei ich einer der letzten war, der eintraf. Aus meinem Cockpit heraus genoss ich einen traumhaften Blick: Rechts der Vollmond über Syrien, links nur noch ein paar Sonnenstrahlen aus dem rötlichen Horizont. Da wir immer noch kein GPS-Signal hatten, suchte ich vergeblich nach dem Flughafen Sanliurfa anhand der Karte und durch Blicke nach draußen. Ich denke mir: „Jetzt ja nicht in den syrischen Luftraum einfliegen“. Es wird langsam knapp, doch plötzlich tauchte die riesige Landebahn mit den einladenden Papi-Lichtern auf, das war für mich ein grandioser Anflug.

 

Am Flughafen erwartete uns wie immer unser Fly2Troy Bus. Ich hatte ein architektonisches und historisches Meisterwerk als Hotel für uns organisiert, mit Zimmern, die teilweise eine Höhe von 7 Metern haben. Am nächsten Tag besuchten wir Göbekli Tepe, einen mystischen Ort, der Historiker und Wissenschaftler gleichermaßen fasziniert und überrascht, denn die Menschen waren mindestens 10.000 Jahre weiter entwickelt als bisher die Menschheitsgeschichte angenommen hat. Also vor den Ägyptern haben die Tempeln und Siedlungen gebaut sowie Agrarwirtschaft betrieben. Die laufenden Ausgrabungen versprechen weitere spannende Entdeckungen.

Abends genossen wir die kulinarischen Speisen in einem traditionellen Restaurant, die unsere Gaumen verwöhnten. Während ich mich entspannt mit Tiziano auf Italienisch und Englisch unterhielt, wurde ich durch einen Anruf des stellvertretenden Flughafenbetriebsleiters in Trabzon unterbrochen. Leider konnte die Baustelle am Apron nicht rechtzeitig geräumt werden, wodurch nicht genügend Platz für 18 Flugzeuge vorhanden war. Mein Abend schien gelaufen zu sein, da ich sofort Plan B umsetzen musste: Stornierung des Hotels, des Guides und der Transfers sowie Hinzufügen von zwei Tagen in Kappadokien.

 

Allerdings erfuhr ich am nächsten Tag, dass in Kappadokien ein großes Fest stattfand und alle Zimmer belegt waren. Nach zahlreichen Telefonaten konnte ich Zimmer in verschiedenen Hotels in Gehweite arrangieren, doch dann erreichte mich die nächste Hiobsbotschaft: Am Nevsehir-Flughafen gab es theoretisch keine Parkmöglichkeit am Apron. Es gab zwar eine Grasfläche aber diese ist mit zahlreichen Stacheln versehen wodurch Reifen beschädigt werden könnte. Das Risiko wollte ich nicht eingehen. Nach weiteren Gesprächen bestätigte sich, dass es keinen sicheren Parkplatz aktuell gab, was mich vor eine große Herausforderung stellte.

 

Ich aktivierte Plan C da die Situation nun wirklich kompliziert war. Wir mussten zum übernächsten Flughafen Sivrihisar S.H.M. Airpark fliegen und dort parken. Ursprünglich war in S.H.M. Airpark nur ein 2-stündiger Zwischenstopp geplant. Nachdem das Parken geklärt war, musste ich einen großen Bus organisieren, der uns sieben Stunden nach Kappadokien bringen konnte. Da es vor Ort keine geeigneten Busse gab, musste ein Bus aus dem weit entfernten Ankara herangeholt werden.

 

Ein weiteres Problem ergab sich, da wir zwei Familien mit Kleinkindern dabei hatten, für die eine lange Fahrt stressig sein würde. Daher bat ich das Direktorium des Nevsehir (Kappadokien) Flughafens schriftlich darum, zumindest für zwei Flugzeuge eine Parkposition zu arrangieren. Zwei Stunden später erhielt ich die erhoffte schriftliche Bestätigung, unter der Bedingung, nicht vor 14:00 Uhr zu landen, dürfen sie kommen. Eine Erleichterung.

 

Nun konnte ich beruhigt in Sanliurfa schlafen gehen

 

Am nächsten Tag stand ein spannender Flug zum Berg Nemrut bevor, wo der König sich für Gott hielt und gigantische Figuren seines Selbstbildes mit hunderttausenden Sklaven errichten ließ. Beim morgendlichen Briefing informierte ich die Gruppe, dass jeder nach dem Start auf 5.500 Fuß steigen und nach Verlassen der Kontrollzone auf 8.500 Fuß steigen sollte. Jeder durfte zweimal um den Berg Nemrut herumfliegen, um das beeindruckende Bild zu genießen. Nach der zweiten Runde musste die Route in Richtung Adiyaman Flughafen verlassen werden, wobei eine Antenne als Orientierungshilfe diente.

 

Alles lief reibungslos und die Touristen am Berg staunten, als die Flugzeuge im Minutentakt um den Berg kreisten. In Adiyaman Flughafen wurden wir herzlich empfangen und der Flughafendirektor lud uns auf ein Cafe ein. Da es auch in Adiyaman kein AVGAS gab, hatte ich extra aus Ankara einen Tanker bestellt, der pünktlich da war. Nach dem Tanken fahren wir mit dem Fly2Troy Bus direkt zum Berg Nemrut, um ihn auch vom Boden aus zu erkunden. Auf dem Weg dorthin machten wir einen Zwischenstopp an einer römischen Brücke, die uns mit ihrer vollständig erhaltenen Schönheit beeindruckte.

 

Anschließend machten wir uns zu Fuß auf den Rest des Weges zum Nemrut Berg, um die faszinierenden Figuren aus nächster Nähe zu betrachten. Es war ein erhebendes Gefühl, vor diesen beeindruckenden Monumenten zu stehen. Adiyaman war im Vergleich zu anderen Orten recht kühl, und einige von uns, mich eingeschlossen, hatten sich mit kurzen Hosen etwas zu leicht bekleidet. Nach einer Fotosession kehrten wir ins Hotel zurück, das ich in unmittelbarer Nähe zum Nemrut Berg gefunden hatte. Es war kein luxuriöses Hotel, lag aber eingebettet in die Natur am Fuße des Nemrut Berges.

 

Am späten Abend saßen wir zusammen und sprachen über die beeindruckenden Bilder des Tages. Doch auch die Planung für den nächsten Flug war ein wichtiges Thema, da das Wetter auf unserer Strecke nichts Gutes verhieß. Wir sollten nach Sivrihisar S.H.M. Airpark fliegen, wo wir unsere Flugzeuge parken und mit dem Bus nach Kappadokien weiterfahren wollten. Doch genau in der Mitte der Strecke zeichnet sich ein kleines Unwetter ab, das uns dazu zwingt, einen großen südlichen Bogen zu fliegen. Einige von uns würden möglicherweise nicht genügend Treibstoff haben und müssen deshalb einen noch einmal einen Zwischenstopp in Adana einlegen. Also ran ans Telefon und Tankwagen reaktivieren damit es ohne Verzögerung vonstatten geht. Die anderen wie auch ich können ohne weiteres direkt S.H.M. Airpark Airpark fliegen, einem professionell betriebenen privaten Flugplatz, der einem kleinen Provinzflughafen in nichts nachsteht. Die Extra500 und PC12 mit ihren Familien dürfen entspannt direkt nach Kappadokien fliegen.

 

Am nächsten Morgen mussten wir alle aufgrund des Wetters bereits um 5:30 Uhr aufstehen. Das Familienbetriebene Hotel verwöhnte uns mit einem reichhaltigen Frühstücksbuffet. Am Flughafen starteten wir zeitnah und begaben uns auf unsere Reise.

 

Nach unserer Ankunft am S.H.M. Airpark wurden wir herzlich empfangen. Da wir einen langen Flug hinter uns hatten, organisierte ich im Flughafencafé ein spezielles Menü, damit sich jeder stärken konnte bevor die lange Busfahrt losgeht. Der Flughafenbetreiber hat sogar ein eigenes „fliegendes Museum“ mit hochwertigen Flugzeugen auf dem Gelände. Speziell für uns wurde die DC3 „Turkish Delight“ aus dem Museum geholt und es wurden mehrere Tiefflüge damit unternommen. Ein wirklich beeindruckendes Erlebnis und eine großartige Geste, um die Fly2Troy-Piloten zu ehren. Bevor wir in den Bus stiegen, besuchten wir ausgiebig das Museum und lernten dabei Madeleine  – eine Koryphäe für DC3 Flugzeuge, kennen.

 

Anschließend fuhren wir mit dem Bus weiter und genossen eine malerische Fahrt vorbei am Salzsee. Kurz vor Mitternacht erreichten wir schließlich unser Ziel, Kappadokien. Erst am nächsten Tag wurde uns bewusst, in welch wundervoller Gegend wir uns befanden. Alles war sehr dörflich und an die natürliche Architektur des Vulkangesteins angepasst. In den folgenden drei Tagen hatten wir zwar nichts mit der Luftfahrt zu tun, dafür standen zahlreiche tolle Ausflüge und Aktivitäten an, sowie drei Geburtstage, die gefeiert werden mussten! Samu wurde 6 Jahre alt, Jenni die Freundin von Matthias hatte ebenfalls Geburtstag und auch mein Schatz, die mir auf dieser Abenteuerreise unglaublich geholfen hat und als Safety-Car über 2.700 km hinter uns hergefahren war, hatte Geburtstag! Deshalb musste ich zunächst für jeden unterwegs Torten organisieren. Es war eine gelungene Überraschung für alle.

In Kappadokien haben wir dann eines der größten unterirdischen Städte, „Kaymakli“, besucht, und anschließend den weltberühmten Ort Göreme angesehen, wo die ersten Kirchen entstanden sind. In Avanos haben wir beim sogenannten „Einstein“ getöpfert, der tatsächlich wie Einstein aussieht. Ein besonderes Highlight war der exklusive Besuch der „Zelve Mapping Show“ am Abend. Dort wird die Millionen Jahre alte Geschichte der Gegend auf die Felsen projiziert und von Geräuschen und Musik begleitet. Wir saßen auf kleinen Kissen am Boden und genossen die wundervolle Stimmung mitten in der Natur unter einem funkelnden Sternenhimmel. Die angenehme Temperatur im Vergleich zur Hitze tagsüber sowie der Duft der Blüten und Felsen vervollständigten unsere fröhliche Stimmung. Die Show begann und präsentierte die Geschichte von den ersten Menschen über den Vulkanausbruch, der der Gegend ihre Form gab, bis hin zu den Römern, den ersten Christen, den Osmanen und schließlich der Gründung der türkischen Republik in einer großartigen Projektion auf den Felsen.

 

Am nächsten Tag starteten wir bereits um 04:30 Uhr morgens zu unserem nächsten Highlight: einer Heißluftballonfahrt. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, in einem so riesigen Ballon zu fahren, aber noch beeindruckender war die Stille des Sonnenaufgangs. An diesem Tag flog ich nicht mit, sondern machte Fotos und Videos vom Boden aus. Die Heißluftballons schwebten so nah an den sogenannten Feen-Schornsteinen vorbei, dass man sie praktisch berühren konnte. Die Piloten von Fly2Troy bemerkten, wie das Leben hier entschleunigt wird.

 

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück machten wir eine der schönsten Wanderungen im Tal der Feen. Dabei entdeckten wir immer wieder Höhlen, in denen früher Menschen lebten. Die bezaubernde Natur umgab uns, begleitet von angenehmer Stille und Schatten spendenden Bäumen. Inmitten dieser Umgebung fanden wir eine kleine Erfrischungsoase mit Tee (Cay) und frisch gepresstem Orangensaft. Anschließend mussten wir etwas klettern, doch der Aufstieg wurde belohnt – der Ausblick auf das Tal von oben war atemberaubend. Teilweise erinnerte uns die Landschaft an die Canyons in Nevada, USA. Nach der Wanderung genossen wir ein Mittagessen in einem Restaurant mit herrlicher Aussicht und fuhren dann zur Weinverkostung, bei der die lokalen Winzer ihre Weine präsentierten. Am Abend besuchten wir einen spirituellen Ort, an dem meditierende Derwische eine Vorführung gaben. Ein schöner Abschluss für den Tag.

 

Direkt nach dem Frühstück, fuhren wir mit dem Bus zurück nach S.H.M. Airpark, wo unsere Flugzeuge geparkt waren. Ich will das Briefing diesmal später während der Fahrt machen, denn noch immer habe ich keine Landegenehmigung für Atatürk Flughafen (LTBA) erhalten. Der Flughafen ist was ganz besonderes und man darf dort normalerweise nicht  landen, geschweige denn parken. Es ist direkt in der Innenstadt von Istanbul und diente viele Jahrzehnte als Internationale Flughafen für unzählige Airlines. Zur Not habe ich als Backup bereits die Flugplätze Cengiz Topel (LTBQ), der etwa 2 Stunden von Istanbul entfernt ist, und Çorlu (LTBU), der etwa 3 Stunden entfernt ist, gesichert. Ich will so lange wie möglich warten, aber irgendwann in der Mitte der 7-stündigen Busfahrt muss ich den Flughafen und die Route festlegen, dies mit dem Briefing-Office besprechen, die Abflugzeiten für jedes Flugzeug festlegen und dann 18 Flugpläne einreichen. Glücklicherweise sind die Autobahnen in der Türkei hervorragend ausgebaut und das Mobilfunknetz bietet lückenlose LTE-Abdeckung. Nach zwei Stunden erhalte ich endlich die schriftliche Bestätigung. Wir dürfen direkt am Flughafen Istanbul Atatürk landen und haben exklusiven Zugang zum Apron T für ganze drei Tage. Ich ergriff spontan das Mikrofon im Bus und teilte die erfreuliche Nachricht mit. Alle jubelten und freuten sich riesig auf die Möglichkeit, an diesem fantastischen Kultflughafen, der zu den am meisten angeflogenen der Welt gehörte, zu landen. Derzeit landen dort nur Regierungsflugzeuge, Diplomaten, Flugzeuge mit Sondergenehmigung und natürlich wir Piloten von Fly2Troy.

 

Nach unserer Ankunft in S.H.M. Airpark habe ich auch dieses Mal ein Menü für uns organisiert. Direkt nach dem Essen starteten wir nacheinander. Die Strecke dahin ist nicht lang. Der Anflug auf Istanbul Atatürk ist aber unbeschreiblich atemberaubend. Zur rechten Seite Asien und vor uns Europa.

Nach der Landung in Istanbul Atatürk haben wir alle aufgeregt über den Anflug gesprochen. Inzwischen war auch der Cobus bereit um uns zum Terminal zu bringen. Beim VIP Terminal angekommen waren die Behörden etwas überfordert, denn sie haben erst 30 Minuten zuvor die Nachricht erhalten, dass wir landen. Dann kam die merkwürdige Fragen nach Dokumente der Einreise, Zoll, Passagierliste und noch jede Menge andere Sachen. Es hat etwas gedauert, bis ich dem Zollbeamten und der Polizei klar machen konnte, dass wir aus dem Inland gekommen sind aber ich gerne trotzdem seine Anforderungen erfüllen werden, nur bat ich jetzt uns alle aus dem Terminal zu entlassen damit wir in unser Hotel einquartieren können. Ich versprach ihm die Dokumente nachzuschicken und so entließ er uns freundlich aus dem Terminal. Am nächsten Tag erledigte ich alle seine Forderungen. Nichts konnte unsere euphorische Stimmung trüben, denn wir sind über den Bosphorus geflogen und sind direkt in Atatürk gelandet.

 

Am nächsten Tag geht es gleich aufregend weiter. Die Altstadt von Istanbul begrüßte uns mit der Hagia Sophia, der Blauen Moschee, dem Topkapi-Palast, dem Yerebatan-Zisterne, dem Großen Basar, der Süleymaniye-Moschee und vielem mehr. Am Abend erwartete uns eine atemberaubende Schiffsfahrt auf dem Bosporus mit einem Fünf-Gänge-Menü, unbegrenzten Getränken, Feiern und Tanzen. Wer wollte, konnte sich wie ein Sultan verkleiden und sich auf dem Deck vor der beeindruckenden Kulisse des Goldenen Horns fotografieren lassen.

 

Auch am nächsten Tag unternahmen wir eine Schiffstour auf dem Bosporus, diesmal aber tagsüber, um die atemberaubende Kulisse bei Tageslicht zu genießen. Da es morgen wieder zurück in die Heimat geht, beginnen wir bereits auf dem Deck mit der Planung. Das Wetter in Mitteleuropa kündigt heftigen Regen an, was einige Teilnehmer dazu veranlasst, in Rumänien und Italien eine Übernachtung einzuplanen. Einige Strecken sind durch mächtige Wolken ziemlich blockiert. Jeder hatte auch unterschiedliche Vorstellungen davon, wo man am besten wieder in den Schengen-Raum einreisen sollte.

 

Am Abend entschieden wir uns noch spontan, im berühmten Ortaköy am Fuße der Bosporus-Brücke zu Abend zu essen und den Blick von Europa nach Asien zu genießen.

 

Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg zurück zum Flughafen Atatürk, um die Heimreise anzutreten. Bis auf mich und Tolun haben alle ihre Zollausreise Formalitäten erledigt. Dies verlief recht zügig und unkompliziert. Allerdings mussten wir etwas länger auf dem Vorfeld warten, sodass wir nicht wie geplant im Flugplan vorgesehen abfliegen konnten. Der Grund dafür war der stark überlastete Luftraum mit mehreren Flughäfen rund um Istanbul, wo Flugzeuge im Minutentakt starteten und landeten. Der Lotse musste daher individuell Startzeiten organisieren. Ich und Tolun starteten als letzte, da ich für uns eine Sightseeing-Route über den Bosporus beantragt hatte. Die Bilder, die wir dabei aufnehmen, sind einfach traumhaft.

 

Nachdem alle anderen in unterschiedliche Richtungen den türkischen Luftraum verlassen hatten, flogen Tolun und ich nach Çorlu, wo wir aufgrund des Wetters in Deutschland eine Nacht bleiben und die Zollformalitäten erledigen wollen. Nachdem wir beide an der Parkposition ankamen, rollt eine Cessna mit deutscher Registrierung an uns vorbei. Der Vorfeldmanager kam auf mich zu und bat mich zu übersetzen. Klar, mache ich gerne sagte ich und die zu übersetzenden Wörter hatten es in sich: „Sie sind ohne Registrierung und ohne gültigen Flugplan gelandet. Auch haben sie keine Genehmigung auf diesem Flughafen zu landen. Das Flugzeug ist nun deshalb beschlagnahmt bis alles behördlich geklärt ist“ – Ich schaue mir die beiden Piloten an und versuche freundlich zu übersetzen, was er nun gesagt hat und füge dem hinzu, dass ich gerne meine Hilfe anbiete um schnell wieder in die Luft zu kommen. Der deutsche Pilot erklärt mir, dass er nur tanken will und nach Samsun weiterfliegen möchte. Das es leider nicht möglich ist, glaubte er zunächst nicht. Ich gab ihm zur Sicherheit meine Handynummer und wir gingen unserer Wege.

 

Eine Stunde später meldete sich der deutsche Pilot und teilte mit, dass er nicht weiterfliegen dürfe. Wenn er Glück hat, darf er höchstens den Weg zurück nach Bulgarien antreten. Er bedankt sich für die Hilfestellung und meint das er einen anderen Weg finden werde, denn eigentlich ist er auf einer ferry flight nach Georgien und daher steht er unter Zeitdruck. Er muss weiterfliegen. Ich biete ihm an, dass ich für ihn  das Flugzeug registrieren lassen kann aber es würde mindestens zwei Werktage dauern. Er lehnt ab. Danach habe ich nichts mehr gehört.

 

Am letzten Tag in der Türkei genießen wir die Zeit und bereiten uns auf den langen Rückflug vor. Unser erster Zwischenstopp ist in Szeged (LHUD), wo wir tanken und den Schengen-Eintritt erledigen wollen.

 

Wie geplant starten wir am nächsten Morgen mit dem Ziel Szeged. Allerdings haben wir starken Gegenwind, sodass Tolun mit seiner C42 trotz Doppeltank es nicht bis dorthin schafft und stattdessen in Arad, Rumänien, landet. Wir erfahren aber erst später davon, da wir bereits in Szeged gelandet sind und auf ihn warten, um gemeinsam weiterzufliegen. Über Funk kann ich Tolun nicht erreichen, aber dann erhalte ich nach drei Stunden einen Anruf das er in Rumänien ist und vorerst dort bleiben wird. Wir beschließen sofort weiter zu fliegen, denn das Wetter wird morgen noch ungemütlicher als es heute ist. Allerdings müssen wir uns beeilen, denn der Sonnenuntergang steht bevor. Nachdem einer neuen Flugberechnung stelle ich fest, dass wir es vor Sonnenuntergang nicht schaffen in EDMQ zu landen aber Bad Vöslau (LOAV) können wir gerade noch erreichen. Nach Absprache mit dem Flugleiter waren wir in nur fünf Minuten später in der Luft und erreichten wie berechnet kurz vor Sonnenuntergang Bad Vöslau.

 

Am nächsten morgen ist das Wetter in Süddeutschland stark bewölkt, regnerisch und unser Flugplatz droht unter den Massen an Regen überschwemmt zu werden. Ich erfahre von Wolfgang, der bereits am 01. Juni ankam, dass ein Teil der Piste bereits unter Wasser steht aber noch genug Piste vorhanden ist, um mit der DG zu landen. Wir entscheiden uns mit einem großen Bogen um das Wetter herum zu fliegen um so zu unserem Heimatflugplatz über den Norden herein zu kommen. Wir haben Glück, dass der angekündigte Dammbruch nicht eintrat und so landen wir sicher in EDMQ wo uns der Vorstandsmitglied und mein Fluglehrer Wolfgang uns herzlichst mit einem Vegan Gummizuckerl begrüßt.

 

Treibstoff

AVGAS:      3,60 / Liter
JETA1:        1,32 / Liter

MOGAS:     1,28 / Liter

Die Versorgung mit AVGAS ist in der Türkei aufgrund des geringen privaten Flugverkehrs lückenhaft. Mogas ist praktisch nicht vorhanden. JetA1 hingegen ist überall gut verfügbar. Aber eines sollte man wissen: Man bekommt den Treibstoff nicht einfach so, auch wenn er vorhanden ist. Man muss beim Lieferant registriert sein und dann muß vorbestellt werden. Natürlich kann man auch mit Kreditkarte bezahlen.

 

Flugplan

Für jeden Flug muss ein Flugplan eingereicht werden, auch für Platzrunden. Innerhalb der Türkei funktioniert die automatische Flugplanaufgabe mit den bekannten Apps wie Skydemon, Foreflight oder Rocketroute nicht wirklich. Es ist notwendig, sich im nationalen System zu registrieren und dann über dieses System die Flugpläne einzureichen. Aber Achtung: Für Luftfahrzeuge mit ausländischen Kennzeichen gelten besondere Regeln, die unbedingt eingehalten werden müssen. Bei falschen Angaben wird der Flugplan abgelehnt. Außerdem muss die Route vorher telefonisch beim AIS freigegeben werden.

Genehmigungen Flughafen

Flughäfen dürfen nicht einfach so angeflogen werden. Für die Genehmigung sind zwei Behördenebenen zuständig. Der letzte Schritt ist ein schriftlicher Antrag direkt an die Flughafenleitung. Ein vorgefertigtes Formular gibt es nicht. Die schriftliche Form muss daher behördenkonform und in türkischer Sprache abgefasst sein. Trotz aller Genehmigungen und Freigaben muss man sich außerdem vor jedem Abflug telefonisch und per E-Mail rückversichern. Wer dies nicht tut, läuft Gefahr, kurz vor dem Anflug abgewiesen zu werden.

 

Registrierung

Jedes Flugzeug muss mindestens acht bis zwölf Wochen im Voraus registriert werden. Je früher desto besser. Übrigens ist eine Registrierung rechtlich eigentlich nicht mehr notwendig, aber man besteht immer noch darauf.

 

Kosten:

Es fallen verschiedene Gebühren für die Registrierung, Zoll und Verwaltung an. Die Kosten liegen zwischen 95 und 150 Euro. Zusätzlich muss ein Handlingunternehmen beauftragt werden, das nach Aufwand pro Flugzeug abrechnet (ca. 230 € für sechs Flughäfen).

Ohne Sondergenehmigung des Ministeriums und der Behörden belaufen sich die Kosten für eine Landung auf ca. 2.500 Euro. Hinzu kommen je nach Größe der Abstellfläche bis zu 500 Euro pro Tag.

Die Preise ergeben sich daraus, dass die Liste erst bei einem MTOW von 20t beginnt. Fly2Troy hat hierfür Sonderkonditionen ausgehandelt und mit der entsprechenden Genehmigung können diese Kosten auf 50-120 Euro reduziert werden und das inkl. drei Tage parken.

Die VFR-Fliegerei steckt noch in den Kinderschuhen, um es ganz klar zu sagen: VFR-Piloten und insbesondere im Ausland registrierte Flugzeuge haben es in der Türkei besonders schwer. Die Abläufe sind komplex und manchmal nicht auf Anhieb verständlich. Selbst türkische Piloten mit in der Türkei registrierten Flugzeugen tun sich manchmal schwer.

Ich rate derzeit davon ab, alleine mit dem Flugzeug in die Türkei zu reisen.

Die ehrenamtliche Organisation dieser Reise in die Türkei hat mir  viel Spaß gemacht, auch wenn es mich privat (sehr) viel Zeit und Geld gekostet hat. Mit den gesammelten Erfahrungen biete ich im nächsten Jahr drei geführte Flugreisen in die Türkei an. Dabei helfe ich bei der

– Registrierung der Flugzeuge
– der Routenplanung
– beim Einholen von Genehmigungen und Aushandeln von Sonderkonditionen
– sowie die persönliche Betreuung vor Ort

Weitergehende Informationen auf:

– der Webseite: https://www.fly2troy.com/

– Instagram:  https://www.instagram.com/fly2troy/